Vor einem Jahr beginnt sich im freien Klettertreff des Jugend-DAV der Sektion Dortmund etwas zu regen: Seit langem schon trifft sich hier die Gruppe dank des Engagements von Anton Chrost jeden zweiten Dienstag zum Klettern, doch einige einige der Kids wollen mehr! Öfter klettern, besser klettern, im Wettkampf klettern! Zum Glück gibt es den Trainer Giorgio Mehlhorn, der sich der Sache annimmt und mit ständiger Kommunikation und vielfachem Anwerben bald weitere Trainer*innen für die Idee begeistern kann, dem Wunsch dieser Kinder nachzukommen. Nach und nach holt er so Nadine Weyland, Jannis Ziegler und Henry Kirsten mit ins Boot. Gemeinsam installieren und entwickeln sie ein wöchentliches Training abseits vom Klettertreff und melden als bald eine Handvoll Kids zu ihrem ersten Kletterwettkampf, dem Kids Cup, an.
Der Kids-Cup ist ein vom DAV ins Leben gerufener landesweiter Wettkampf, der vier Mal im Jahr in wechselnden kooperierenden Kletterhallen ausgetragen wird. Die Kinder klettern, bouldern und sammeln Punkte im Speed-Klettern in den drei Altersklassen U10, U12 und U14. Die insgesamt sechs Punktbesten je Geschlecht und Altersklasse nehmen darüber hinaus am Jahresend-Finale teil, das landesübergreifend ausgetragen wird und 2018 im Saarland stattfand. Ein großer Erfolg für die Kletterkids aus Dortmund: Drei der Kinder konnten sich bis in dieses Finale vorklettern! Dabei landeten am Ende Viktor Weyland in der U10 der Jungen auf Platz 12 von 15 und Mia Berg bei den U14er Mädchen auf Platz 7 von 15 – in der Disziplin Speed kam sie sogar auf den vierten Platz. Aaron Feldmann belegte in der U14 der Jungen den zweiten Platz und nahm mehr als stolz auf dem Treppchen den begehrten Pokal entgegen.
Aber nicht nur bei der Leistung der Kinder ist seither viel passiert. Da, wo vor allem die Wettkämpfe des Bundeslandes im Blickpunkt der Trainierenden standen, ist mittlerweile ein tolles Team gewachsen. Zwei Mal die Woche trifft man sich, um im dreistündigen Training die Technik zu verbessern, den Kopf zu stärken, aber vor allem: um Spaß zu haben! Denn auch, wenn in den Wettkämpfen doch mal die eine oder andere Träne fließt, weil ein selbst gestecktes Ziel nicht ganz erreicht wird, hat das Team eine spürbar positive Energie entwickelt. Da wird sich gegenseitig angefeuert, bejubelt und getröstet; die schicken Team-Shirts tragen alle mit großem Stolz.
Doch sind die Kids nicht nur als Kletter-Leistungs-Gruppe näher zusammengewachsen. Vielmehr sind echte Freundschaften entstanden. So treffen sich manche Kletterverrückte, denen die wöchentlichen Trainingseinheiten immer noch nicht ausreichen, zudem privat in der Halle, oder auf den selbstorganisierten Freizeiten, wie z.B. ein Paddel-Wochenende im Kanu-Club, bei gemeinsamen Ausflügen in unbekannte Kletterhallen oder gemeinschaftlichen Teilnahmen an kleineren, privaten Wettkämpfen wie dem Lions Boulder Cup in Bonn.
Und die Eltern? Die machen mit! Auch unter ihnen ist aus Fahrgemeinschaften längst ein freundschaftliches Netz gewachsen und der regelmäßige Trainingszeitraum der Kinder hat sich bei einigen von ihnen mittlerweile als wöchentlicher Klettertreff etabliert. Vielleicht liegt neben den großartigen Ergebnissen der Kinder bei den Kids Cups hierin mit der größte Erfolg: Dass diese Truppe einen echten, unschlagbaren Teamgeist entwickelt hat.
Mittlerweile schlug die Begeisterung auch nach außen so hohe Wellen, dass die stetig wachsende Gruppe (der Jüngste 9, die Älteste 15) an den Rande ihrer Kapazitäten gelangt ist. Einige der Kinder kommen aus Castrop-Rauxel oder sogar Münster zum Training ins Neoliet, Bochum! Unlängst musste mit der Anfertigung einer Warteliste begonnen werden und sogar in den Ferien bemühen sich die Trainer*innen den Kletterwütigen ihre regelmäßigen Termine anbieten zu können.
Und während man nun schon auf die Kids Cups im laufenden Jahr 2019 blickt und einige der älteren Kinder sich sogar für den Jugend-Cup aufwärmen, wünschen sich alle insgeheim vor allem eines: Ein eigenes Sektionszentrum! Denn da es leider in Dortmund immer noch an einem solchen fehlt, weicht man seit langem auf das Bochumer Neoliet aus. Zwar ist man hier um ein angenehmes Kletterklima bemüht, in dem sich alle mehr als wohl fühlen. Dennoch ist die Anreise für die Dortmunder*innen immer wieder ein langer Weg über die A40 zur besten Verkehrszeit.
Text von Hannes Weyland.