– ein Bericht von Ilona und Martin


Die diesjährige Sommerfreizeit des JDAV ging zuerst nach Toblach und nach einer Woche weiter zur Edelrauthütte – beides in Südtirol, Italien. Die bunt gemischte Truppe traf samstagabends in der Jugendherberge Toblach ein; imposant wirkend und idyllisch, dennoch zentral gelegen war das Gebäude in der Vergangenheit ein Schloss, später auch ein Grand Hotel. Sonntags ging es direkt in den ersten Klettergarten. Da ab dem Nachmittag Regen vorausgesagt wurde, schien dies eine gute, da flexibel gestaltbare Idee. Für manche war es die erste Klettererfahrung überhaupt, aber es hat allen sehr viel Spaß gemacht. Aufgrund des Regens verbrachten wir den Nachmittag in der Jugendherberge unter anderem mit Tischtennis und Tourenplanung für den nächsten Tag – Ziel sollte der Strudelkopf (2307m) sein. Der Vorteil war, dass auch die Familien mit kleineren Kindern einen kürzeren Weg (ca. 400hm) zum Gipfel nehmen konnten. Der Großteil unserer Gruppe wählte den langen Weg (ca. 1000hm) – unser jüngster Wanderer war 4 ½ Jahre alt. Abwechslungsreich verlief der Weg durch die beeindruckende Berglandschaft, immer wieder vorbei an zeugnisgebenden Bauten aus kriegerischen Zeiten – Gruppenleiter Frank wusste stets historisches Hintergrundwissen der Region einzubringen.

Am Dienstag und Mittwoch drehte sich alles um die große Zinne (2999m). Das Interesse und die Motivation der Gruppe war so groß, dass vier Seilschaften auf zwei Tage aufgeteilt werden mussten. Neben dem garantierten „Adrenalinkick“ ist so die größtmögliche Sicherheit gegeben. Nach frühem Aufstehen (04:00 Uhr Abfahrt) ging die lange Tagestour los. Für einige Kletterneulinge war dies eine große Herausforderung, die jedoch jeder meisterte und die mit einer fantastischen Aussicht belohnt wurde (kleiner Tipp: Schneefeldrutschen besser vermeiden). Die andere Gruppe war an diesem Tag am Pragser Wildsee klettern. Anfänglich wurde die Stimmung ein wenig durch großes touristisches Aufkommen am See getrübt. Erleichterung und Aufatmen stellte sich jedoch am Felsen ein, an dem, außer unserer Gruppe, niemand zugegen war. Mittwoch wurde der Spieß umgedreht und der zweite Teil der Truppe durfte die große Zinne besteigen. Ermöglicht werden konnte dieses einmalige Erlebnis durch Fachkenntnis der Seilschaftsführer und die alpinen Erfahrungen und Unterstützung von Anton – dafür ein großes Lob und besten Dank. Eine kleinere, wanderfreudige Gruppe wanderte an diesem Tag auf den Hausberg von Toblach: den Sarlkofel (2346m) mit ca. 1200hm. Ganz im Sinne von Franks „Ich kenne da eine Abkürzung“ kämpften sich die Wanderlustigen auf dem Rückweg ungeplant durch steile Wiesen, Flussbetten und Wälder, da der eigentliche Weg verschüttet gewesen war. Abends kamen aber alle, sowohl die „Zinnen-Kletterer“ als auch die „Abkürzer“, wohlbehalten in der Jugendherberge an. Donnerstag gab es einen weiteren Klettertag und endlich auch ein echtes italienischer Eis. Eine Kletterin beeindruckte u.a. durch ihren neuentdeckten Barfußkletter-Stil, der sie nicht daran hinderte Routen mit einem Schwierigkeitsgrad von 6a anzugehen. Am letzten Tag in Toblach teilte sich die Gruppe erneut: die Boulderer wählten ein sehr schönes Bouldergebiet und der Rest ist zur Sommerrodelbahn in Innichen gewandert, genoss dort die Sonne und rodelte den Berg mit Geschwindigkeiten bis zu 42kmh hinunter.

Rasant vergingen die Tage in Toblach, sodass am Samstag nach dem Frühstück in Richtung Edelrauthütte aufgebrochen wurde. Eine Gruppe entschied sich für den kürzeren Aufstieg (ca. 850hm) vom Neves Stausee bei Lappach; die anderen für den längeren Weg (ca. 1100hm). Die Edelrauthütte in den Zillertaler Alpen ist auf 2545m gelegen und besticht mit moderner, stilvoller und ökologisch-energieeffizienter Bauweise, hervorragender Bewirtung und super Essen. Auch mit allen zusammen im 12er Lager zu übernachten hat die Gruppe mehr zusammengeschweißt. Das Wetter ließ am Sonntagmorgen leider etwas zu wünschen übrig, weshalb erst am Mittag der Napfkopf (2888m, ca. 400hm) bestiegen werden konnten. Auch die diesige Aussicht trübte die gute Laune nicht. Zurück auf der Hütte zeigte Trainer Kai mit einem kleinen Sportprogramm individuelle Grenzen auf – Hüttenwirt Much Weissteiner ließ die Gruppe nicht allein leiden und nahm an dem Fitnessprogramm persönlich teil. Die Abkühlung im nahegelegenen Bergsee nahmen anschließend einige Mutige dankend wahr. Am letzten Tag sollte noch einmal eine große Gletscherwanderung als Höhepunkte der gemeinsamen Reise stehen, weshalb bereits um 06:00 Uhr gefrühstückt wurde. Der Weg war super, die Schneefelder groß, aber leider die Zeit zu knapp, sodass entschieden wurde auf die letzten Höhenmeter zu verzichten und den Abstieg anzutreten, damit die Hütte wieder rechtzeitig erreicht würde. Die Aussicht und Erfahrung auf dem Gletscher waren dennoch lehrreich und bereichernd.

Zu schnell verging die gemeinsame Zeit, auch wenn dies die heterogen zusammengesetzte Gruppe vielleicht nicht unbedingt vermuten ließ. Wanderer, Leistungs- und Hobbysportler, Kletteranfänger und -crack, Familien, Jugendlichen sogar eine stillende Mutter: Auf der Fahrt konnten nicht nur allen Anforderungen und Erwartungen entsprochen, sondern ganz selbstverständlich eine Gemeinschaft gebildet werden, die Altersunterschiede (10 Wochen – 58 Jahren), alltägliche Hintergründe und Probleme unbeachtet ließen. Die gemeinsamen Erfahrungen, die Freude sich in der Natur und an frischer Luft körperlich zu betätigen sowie die Motivation zusammen Ziele zu erreichen haben allen sehr viel Spaß gemacht – wir freuen uns alle auf die nächste Sommerfreizeit des JDAV und sind denjenigen, die in der Vorbereitung, Organisation und Durchführung mitgewirkt haben, sehr dankbar!

Bis dahin: Berg heil!



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